Tanzprojekt DANC-E-MOTION
Tanzprojekt von Daria Höhener
Im letzten Jahr des Gymnasiums verfassen alle Studenten eine Maturaarbeit.
Ich bin 17jährig und Schülerin an der Kantonschule Trogen in Ausserrhoden.
Seit längerem stand für mich fest, dass ich als Maturaarbeit ein Thema behandeln möchte, bei welchem ich meine Passion Tanz einbeziehen kann.
Anfangs hatte ich an eine Petition gedacht, welche sich für Tanzunterricht während der Schulzeit einsetzen sollte. Tanzen ist in einigen Teilen Deutschlands bereits mit grossem Erfolg ein Schulfach. Doch mit dieser Arbeit hätte ich tänzerisch nichts umsetzen können.
Im Weiteren vertiefte ich mich in die Lektüre über Forschungen zu unterschiedlichen Aspekten im Bereich Tanz. Ein Artikel in der „Spiegel Online-Zeitung“ zum Beispiel besagt, „dass Paartanzen das Demenzrisiko reduziert – und zwar um 76 Prozent (…)“.[1]Im Bereich der Forschung zur Synapsenbildung wiederum gibt es verschiedene Theorien, die besagen, dass „körperliches Training offenbar ebenfalls die Neubildung der Nervenzellen stimuliert und die für Lernvorgänge wichtige Synapsenbildung fördert.“[2] Der Neurowissenschaftler Lawrence Parsons entdeckte zudem, dass „beim Tanzen und gemeinsamen Singen höher entwickelte Gehirnareale beteiligt sind, evolutionstheoretisch neuere, wie sie z.B. beim Singen zu Klaviermusik aktiviert werden.“[3]
Forschung im Bereich Tanz
Mit meiner Maturaarbeit möchte ich zur Forschung im Bereich Tanz beitragen. So ergab sich die Idee, ein Tanzprojekt mit fünf verschiedenen Altersgruppen bestehend aus Kindergartenschülern, Primarschülern, Kantonsschülern, Erwachsenen und Senioren auf die Beine zu stellen und eine Tanzproduktion mit allen Mitwirkenden zu gestalten. Mit den diversen Altersgruppen kann ich generationenübergreifend arbeiten und untersuchen, wie das Tanzen in verschiedenen Lebensphasen wirkt. Ich konnte meine erste Idee der Petition einbringen, indem ich während der regulären Schulzeit jede zweite Woche im ersten Semester des Schuljahres 2013/2014 zwei Klassen (Kindergarten 2. Jahr und Primarschule 3. Jahr) unterrichten durfte.
Für den empirischen Teil der Arbeit habe ich mich über Konzentrationstests erkundigt und kam zum Schluss, dass der „Frankfurter Aufmerksamkeitsinventar 2“-Test[4], welcher für alle Altersstufen durchführbar ist und bereits diagnostisch überprüft wurde, für meine Maturaarbeit optimal ist.
Ich habe eine Vorher-/Nachher-Studie mit je fünf Interventions- und Kontrollgruppen realisiert. Zu Beginn der Intervention führte ich den Eingangstest (A-Test) des „FAIR-2“ durch. Nach Beendigung des Tanzunterrichtes während eines Semesters lösten alle Teilnehmenden und deren Kontrollgruppen den Schlusstest (B-Test), der überprüft, ob sich die Aufmerksamkeit bei Interventions- und Kontrollgruppen verändert hat. Als Kontrollgruppen fungierten nichttanzende Personen des gleichen Geschlechts und desselben Jahrgangs.
Gemäss meiner These werden die tanzenden Probanden im Test B eine deutlichere Steigerung der Aufmerksamkeitsfähigkeit als die Kontrollpersonen der gleichen Altersgruppe aufweisen. Zudem werde ich die Generationen einander gegenüberstellen, um herauszufinden, in welchem Alter die grösste Zunahme der Aufmerksamkeitsfähigkeit erreicht wird.
Den passenden Namen für mein Projekt zu finden erschien mir entscheidend. Man soll feststellen können, dass beim Tanz Emotion und Bewegung eine zentrale Rolle spielen. Das Wortspiel „DANC-E-MOTION“ drückt dies aus. Darin enthalten sind die Worte „dance“, „emotion“ und „motion“. Tanzen bedeutet für mich, Emotion in Bewegungen auszudrücken.
Mit der Aussage des folgenden Zitates von Martha Graham startete ich die Proben:
„We learn by practice. Whether it means to learn to dance by practising dancing or to learn to live by practicing living, the principles are the same.“
Ich freute mich auf die Begegnung und Arbeit mit so vielen verschiedenen Menschen.
Die erste Tanzstunde bei allen Gruppen bestand vor allem aus dem Kennenlernen und dem kurzen Erläutern meiner Arbeit. Zugleich war es mir ein Anliegen, bereits in der ersten Stunde den Anfang einer Choreographie zu üben, damit alle Mitwirkenden schnell erkennen konnten, was schlussendlich aus diesen Stunden resultieren würde.
Für die Realisation des praktischen, tänzerischen Teils meiner Maturaarbeit habe ich viel Zeit, Fantasie, Organisation und PR-Arbeit eingesetzt, um die zahlreichen Tanzlektionen und schliesslich die Aufführungen mit Erfolg umzusetzen.
Die Mitwirkenden werden ihren Familien, Freunden, den Tanzinteressierten, den GönnerInnen und SponsorInnen ihre gelernten Choreographien zeigen. Die beiden Aufführungen sollen zum unvergesslichen Erlebnis für die Mitwirkenden und für die Zuschauer werden. Jede Gruppe wird ihre Tänze präsentieren und schliesslich werden alle Tänzerinnen und Tänzer in einem Tanz zusammengeführt.
Es wird erkennbar sein, dass Tanzen bei allen Altersgruppen die sozialen Fähigkeiten fördert, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl stärkt. Die Kreativität wird gefördert und die sportliche Aktivität wirkt sich positiv auf Gemüt und Gesundheit aus.
Schlussaufführungen
Die beiden Gesamtschlussaufführungen finden am 17. und 18. Januar 2014 in der Aula der Kantonsschule Trogen statt. Die über 80 Mitwirkenden im Alter von 4 bis 70 Jahren zeigen ihre Choreografien, zum Teil zu Livemusik (www.soul-music.ch).
Weitere Informationen findet man auf meiner Webseite: www.danc-e-motion.ch.
Für alle Tanzbegeisterten gibt es somit bereits einen Kalendereintrag für das kommende Jahr!
Bericht und Bilder: Daria Höhener
Dieses Tanzprojekt wird ebenfalls durch die TanzVereinigung Schweiz TVS unterstützt.
[1] Jötten, Frederik, Bewegung: „Die Energie zum Tanzen ist unerschöpflich“, http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/wie-tanzen-als-medizin-wirkt-und-gluecklich-macht-a-881579.html, 07.07.2013, 12:41
[2] EKE, Mit Sport und Bewegung auch das Gehirn trainieren, Tanzen macht das Gedächtnis fit, http://www.webheimat.at/aktiv/Gesundheit-Wellness/Archiv-Gesundheit-Wellness/Gehirn-trainieren.html, 07.07.2013, 13:38
[3]Kessel, Martina/ Müller, Betram/ Kosubek, Tanja/ Harz, Heiner, Aufwachsen mit Tanz, Erfahrungen aus Praxis, Schule und Forschung, 1. Auflage, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 2011, S. 84, Z. 19-24
[4] Moosbrugger, Helfried, Oehlschlägel, Jens, unter Mitarbeit von Merle Steinwascher, FAIR-2, Frankfurter Aufmerksamkeits-Inventar 2, Manual, 2. überarbeitete, ergänzte und normenaktualisierte Auflage des FAIR-2 von Moosbrugger, Oehlschlägel, 1996, 2. Auflage, Hans Huber Verlag, Hogrefe AG, Bern, 2011
Guten Tag Frau Höhener
Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer eindrucksvollen Maturaarbeit.
Sollten Sie auch an der taktilen Kommunikation (keine Choreographien), von der das freie Spiel des Führens und Folgens im Paartanz lebt, interessiert sein, so würde ich gerne mit Ihnen über „Paartanz in der Schule“ sprechen.
Ich sehe Ihrer Antwort mit Interesse entgegen.
Mit freundlichen Grüssen und den besten Wünschen fürs neue Jahr.
Rolf Schneider