Gabriele & Anna sind Weltmeister!

 

Auch dieses Jahr wurden anlässlich der Austrian Open Championships in Wien Weltmeisterschaften ausgetragen. Hier in Wien begann bei der WM 2012 die 3-jährige Dominanz von Nino Langella & Khrystyna Moshenska. Völlig überraschend setzten sie sich damals gegen Andrey Zaitsev & Anna Kuzminskaya durch. Noch vielen war diese besondere WM und die grosse Enttäuschung unter den russischen Fans in Erinnerung. Und nun sollte erneut in Wien ein neues Weltmeister-Paar gekürt werden.
Die diesjährige Latein-Weltmeisterschaft hatte daher eine hohe Brisanz. Nach dem Übertritt von Nino Langella mit seiner neuen Liebe Anna Melnikova-Duknauske zu den Profis, war der Weg frei für ein neues Paar. Zudem haben sich zu Beginn des Jahres neue Paar-Konstellationen von einigen potentiellen Final-Teilnehmern ergeben. Also eine ideale Ausgangslage für einen spannenden Titelkampf.

Das Team der Austrian Open Championship zeigte wiederum eine perfekte Organisation. Mittlerweile hat sich Wien zu einem der wichtigsten Saison-Höhepunkte in Europa entwickelt. Nicht nur die WM-Latein sondern auch noch die Showdance WM der Professionals war dieses Jahr im Programm. Von Freitag bis Sonntag volles Programm mit World Open-Turnieren, HK, Jugend und Senioren-Kategorien.

Und natürlich die traditionelle Wiener Walzer-Konkurrenz: 133 Paare waren am Start und Mark Stalder & Yulia Dreier holten sich den sensationellen 4. Platz! Herzliche Gratulation!

 

 

 

 

 

 

Die Ausgangslage

Im Vorfeld wurden drei Paare als fast chancengleich bewertet. Zwar waren zum Jahresende Tendenzen festzustellen, doch eine klare Dominanz konnte keinem der Favoriten-Paare zugesprochen werden.

 

Armen Tsaturyan & Svetlana Gudyno, die amtierenden Europameister 2015 und 2-fachen Grand Slam-Gewinner (Stuttgart und Moskau) aus Russland. Sie galten seit ihrem sensationellen 2. Platz beim Grand Slam in Hongkong 2013 als Zukunfts-Paar mit Weltmeister-Potential. Doch auch sie hatten danach ein Durststrecke zu überwinden. Trotz ihrem schnellen Aufstieg, gab es kein Vorbeikommen an Nino Langella & Khrystyna Moshenska. Zusätzlich wurden sie in Grand Slams immer wieder von Gabriele Goffredo & Anna Matus auf den 3. oder 2. Platz verwiesen. Doch diesen Frühling holten sie sich den Europameister-Titel und danach den triumphalen Sieg in Stuttgart.

 

Gabriele Goffredo & Anna Matus, die Vize-Europameister 2015 und 2-fachen Grand Slam-Gewinner (Honkong und Wuhan) aus Moldavien. Hinter den letzten Weltmeistern Nino & Khrystyna mussten sie sich während Jahren mit 2. und 3. Plätzen zufrieden geben. Diese Jahr schien ihr Weg an die Spitze frei zu sein. Doch ausgerechnet beim Grand Slam in Stuttgart (GOC) wurden die Beiden klar hinter die beiden Russen Armen Tsaturyan & Svetlana Gudyno gesetzt und sogar noch von den Deutschen Lokalmatadoren Marius-Andrei Balan & Khrystyna Moshenska übertrumpft. Danach zogen sie sich zurück, liessen die direkte Begegnung in Moskau aus und bereiteten sich intensiv auf die WM vor.

 

Marius-Andrei Balan & Khrystyna Moshenska, die amtierende Weltmeisterin aus der Ukraine und das langjährige Talent aus Deutschland. Bereits letztes Jahr wurden die Zwei privat ein Paar. Nach dem sie sich entschlossen hatten auch zusammen zu tanzen, waren sie indirekt der Auslöser von drei neuen Paarkonstellationen. Marius galt seit Jahren als eines der grossen Talente. Nun mit Khrystyna kann er neuen Schub entwickeln, neue Kreativität und neue Emotionen zeigen. Ihren Einstieg in die Wettkämpfe haben sie überaus geschickt geplant. Sie haben sich Zeit gelassen, intensiv trainiert und sich in kleineren Turnieren den Feinschliff geholt. Sogar die Europameisterschaften liessen sie aus. Doch dann kam ihr grosser Auftritt in Stuttgart beim Grand Slam der GOC. Sie holten sich die ersten zwei Tänze vor Armen & Svetlana und Gabriele & Anna! Auch wenn sie sich schlussendlich knapp doch mit dem 2. Platz zufrieden geben mussten, zeigten sie eindrücklich ihr Potential und ihren Anspruch an die Spitze.

 

 

 

Die Vorrunden

Wie immer an der Weltmeisterschaften mussten auch die Favoriten ab der ersten Runde tanzen. Da gibt es keine qualifizierten Sternchen-Paare. Insgesamt 89 Paare waren dieses Jahr am Start. Da kein klarer Favorit auszumachen war, mussten alle Spitzenpaare bereits in der ersten Runde ihre Karten aufdecken und sich in bester Form präsentieren.

 

 

Die sechs potentiellen Finalisten waren schnell auszumachen und glänzten von Beginn weg mit einer hohen Präsenz. Alle wussten eine WM ist immer für eine Überraschung gut. Die Franzosen Charles-Guillaume Schmitt & Elena Salikhova, das zweite Deutsche Paar Timur Imametdinov & Nina Bezzubova und das zweit Russische Paar Yury Simachev & Anastasia Klokotova hatten auf den Titel zwar nur Aussenseiterchancen, jedoch den festen Willen, dass Klassement nach Möglichkeit aufzumischen.

Bereits nach den ersten zwei Runden zeigte sich jedoch klar, dass der Titel unter den drei erstgenannten Favoriten vergeben würde. Besonders überzeugend präsentierten sich Marius-Andrei Balan & Khrystyna Moshenska. Sie überzeugten mit grosser Präsenz und einer tollen Kommunikation zu ihren grossen Fangruppen.

 

 

 

 

 

Das Finale

Im Finale konnten Gabriele & Anna und Charles & Elena noch eine Schippe drauflegen. Nicht dass Armen & Svetlana und Marius & Khrystyna abbauten, nein, sie konnten einfach nicht noch erhöhen.

Bereits mit der Samba, dem ersten Solo-Tanz, setzen sich Gabriele & Anna mit über 1.3 Punkten Vorsprung auf Marius & Khrystyna und 2.3 Punkten auf Armen & Svetlana. Gabriele verstand die Welt nicht mehr, war er doch noch in Stuttgart mit fast 1.0 Punkten hinter Marius gesetzt worden. Bereits jetzt rollten ihm die ersten Tränen über’s Gesicht. Er musste sich sichtlich sehr zusammen reissen für den nächsten Tanz. Armen & Svetlana zeigten sich sichtlich enttäuscht. Man war gespannt, wie sie in den nächsten Tänzen reagieren würden.

 

 

Den Cha Cha Cha konnten Gabriele & Anna sogar mit 1.5 Punkten Vorsprung auf Marius & Khrystyna verbuchen. Armen & Svetlana wurden erneut auf den 3. Platz gewertet. Es war tatsächlich so, dass Armen bereits im Cha Cha Cha kein Feuer mehr entfachen konnte. Kein Vergleich zu seiner Ausstrahlung in Stuttgart. Svetlana bemühte sich sehr, doch Armen blieb in sich gekehrt.

Dies blieb auch in der Rumba so; ebenso die Rangreihenfolge.

 

Erst im Paso Doble konnte er sich fangen. Hier setzte er sich das erste Mal vor Marius & Khrystyna. Doch der 1. Platz ging erneut an Gabriele & Anna.

Im Jive erinnerte sich Armen, dass er in Stuttgart mit einem hervorragenden Jive den Sieg geholt hatte. Endlich zeigte er sich wieder angriffig! Erneut gelang es ihnen Marius & Khrystyna mit dem letzten Tanz abzufangen und sich insgesamt den 2. Platz zu erkämpfen. Doch auch im Jive waren Gabriele & Anna nicht angreifbar.

 

Somit holten sich die Beiden mit grossem Vorsprung (6.3 Punkte!) den Weltmeister-Titel. Das sympathische, bescheidene Paar mit dem aktuell besten Partnerbezug wurde von der Halle frenetisch gefeiert. Gabriele zeigt in seinem Traum-Body jeweils sehr feine und geschmeidige Isolationen. Er verkörpert einen sehr maskulinen Typ ohne je abgehoben oder als Macho zu wirken. Anna war schon immer die sportlichste Wildkatze auf dem Parkett. Sie hat es geschafft sich in den letzten 2-3 Jahren auch zu einer sehr eleganten Tänzerin zu entwickeln. Seit sie auch privat ein Paar sind, sind der Partnerbezug und die feinen Emotionen noch eindrücklicher.

 

 

Um den 4. Platz hatte sich zwischen Charles-Guillaume Schmitt & Elena Salikhova und Timur Imametdinov & Nina Bezzubova ein harter Zweikampf entwickelt. Samba, Rumba und sogar den Jive holten sich Timur & Nina. Doch Charles & Elena holten mit dem Cha Cha Cha und dem Paso Doble genügend Punkte um am Schluss mit 0.07 Punkte vor Timur & Nina zu setzen. Yury Simachev & Anastasia Klokotova konnten sich nie konkret in das Duell einmischen, wurden aber zum Schluss nur mit einem kleinen Rückstand von 0.67 Punkten auf den 6. Platz gesetzt.

 

 

 

 

Sonst noch aufgefallen

In den vergangen Jahren war Italien immer jeweils mit dem Weltmeister-Paar Nino Langella & Khrystyna Moshenska und Vincenzo Mariniello & Sara Casini vertreten. Nun konnten für Italien zwei neue Paare starten: Giacomo Lazzarini & Roberta Benedetti und Simone Casula & Laura Marras. Beides junge und sehr talentierte Paare. Giacomo & Roberta verpassten knapp das Semifinale. Simone & Laura erreichten den 20. Platz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Leistungsvermögen bezüglich Beweglichkeit und Geschwindigkeit ist bei beiden Paaren sehr eindrücklich. Doch was Simone Casula & Laura Marras bereits ab der Vorrunde zeigten war absolut faszinierend. Eine aussergewöhnliche Präsenz und Tanzfreude. Gepaart mit einer Beweglichkeit, Athletik und trotzdem Geschmeidigkeit, die die Zuschauer sofort fasziniert. Wir sind gespannt wohin die Reise führt, wenn sie sich auch die weiteren Tanz-Komponenten auf dieses Niveau erarbeiten werden. Dann ist gut möglich, dass sich hier der Anfang einer neuen Generation von Tanzpaaren gezeigt hat.

 

 

 

Entwicklung der Choreografien

In den letzten zwei Jahren ist auffällig, dass sich die Spitzenpaare Choreografien entwickelt haben, die ihnen erlauben innert Zehntelsekunden Bilder, Linien und Posen zu kreieren und sogleich in eine andere, grösser Bewegung weiterzuführen. Winzige Momente die nur ganz kurz ein Bild darstellen und sofort von einer länger gezogenen, völlig anderen Bewegung oder Pose abgelöst werden. Oft sind diese Bilder nur im Bewegungsansatz vor schnellen Actions zu erkennen.

„Actions“ und „Freeze“ lösen sich mit immer höherer Geschwindigkeit und Dynamik ab. Die Anforderungen um diese Bewegungs-Dynamik in Bildern zu erfassen sind wesentlich erhöht worden. Bilder die „tanzen“, Körper die sich bewegen, Stoffe und Haare die fliegen, zeigen die Faszination des aktuellen Tanzsports. Mit den Paaren müssen sich auch die Sportfotografen weiterentwickeln damit das Bild die Dynamik erfassen und zeigen kann.
Dies mag der Grund sein, dass sich immer mehr Fotografen beschränken und nur noch die Gesichter der Athleten dokumentieren. Für die Präsentation unseres Sportes wäre dies keine gute Entwicklung.

 

 

 

 

 

Die Schweizer Paare

Unser neuen Schweizermeister Andrei Ovidiu Mihai & Alessia-Allegra Gigli ertanzten sich unter den 89 Paaren den 66. – 67. Platz. Für sie war es erst das zweite gemeinsame Turnier; und dann gleich die WM! Im Vergleich zur Schweizermeisterschaften, vier Wochen zuvor, war jedoch bereits wiederum ein klarer Fortschritt zu erkennen. Wenn sie sich diesen weiter erarbeiten, dürfen sie sich im nächsten Jahr klare Hoffnungen auf die 2. Runde machen.

Fabio & Angela Landolfi erreichten den 76. – 80. Platz. Auch bei ihnen ist weiteres Potential vorhanden. Gut möglich, dass durch häufige und intensiven Teilnahmen an internationalen Workshops und mehrtätigen Camps dieses Fähigkeiten erweckt werden.

 

 

 

 

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Die Resultate

89 Paare am Start

1.		Gabriele Goffredo / Anna Matus	Moldova
2.		Armen Tsaturyan / Svetlana Gudyno	Russian Federation
3.		Marius-Andrei Balan / Khrystyna Moshenska	Germany
4.		Charles-Guillaume Schmitt / Elena Salikhova	France
5.		Timur Imametdinov / Nina Bezzubova	Germany
6.		Yury Simachev / Anastasia Klokotova	Russian Federation

 

66.-67.		Ovidiu Mihai Andrei / Alessia-Allegra Gigli	Switzerland
76.-80.		Fabio Landolfi / Angela Landolfi	Switzerland